Gastbeitrag zum Thema "SELBSTMITGEFÜHL"

DAGMAR BUTOWSKI, Personal-Trainerin für Achtsamkeit & Resilienz  und Gründerin von BMB Be Mindful Berlin, schreibt über SELBSTMITGEFÜHL. Die Idee entstand nach meinem Artikel zur Leistungsfalle, in dem sich viele von euch wiedergefunden haben. Auch in meinen Coachings wird immer wieder deutlich, dass es vielen Menschen schwer fällt, mit sich selbst mitfühlend zu sein. Auf dem Weg zu mehr Selbstwert und Selbstbestimmung allerdings, kann Selbstmitgefühl der Schlüssel sein.

Vielen Dank, liebe Dagmar, für diesen Beitrag:

Beim Ausbilden von Selbstmitgefühl steht im Vordergrund, stressverursachende Glaubenssätze und Verhaltensmuster zu entlarven und das Verhalten aktiv zu ändern. Ohne jedoch alle meine Antreiber loszulassen und in das Selbstmitleid zu rutschen. Selbstmitgefühl lässt mich meine Grenzen rechtzeitig bemerken und vermeidet, dass ich sie permanentüberschreite. Es hilft mir, meine körperlichen Ressourcen besser einzuteilen und schließlich auch mal "nein" sagen zu können.

Den tief verankerten Glaubenssatz, immer alles für andere möglich zu machen um entsprechende Anerkennung zu erhalten, trainierte ich mir nach und nach mit viel Geduld ab. Inzwischen habe ich nach einem "nein" für Andere das gute Gefühl, "ja" zu mir selbst gesagt zu haben!

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Selbstmitgefühl und Stressminderung kann die ständige Übung sein, sich nicht mehr zu vergleichen. Seit wir auf der Welt sind, werden wir verglichen. Und als sich im Alter von etwa drei Jahren unser Selbst-Bewusstsein bildete, fingen wir selber damit an, Unterschiede an Menschen festzustellen und sie dann später noch zu bewerten.

Natürlich wird es immer Menschen geben, denen es gerade bessergeht als mir, und immer auch Menschen, denen es noch viel schlechter geht. Aber was hat dieses Wissen konkret für einen Einfluss auf meinen momentanen Zustand? Geht es meinem Körper und meinem Befinden wirklich besser, wenn ich mit einer Erkältung im Wartezimmer des Arztes sitze und es kommt ein Mensch mit schlimmsten Verletzungen in die Praxis? Nein, aber der Glaubenssatz "stell dich nicht so an" wird sofort aktiviert, ich vergleiche und werte meine Erkältung als geringeres Übel ab. Wie oft fragen wir täglich unsere Mitmenschen, wie es ihnen geht? Und wie oft uns selbst? Wie mitfühlend gehen wir mit Kindern, Partnern, guten Freunden um, wenn es ihnen nicht gut geht? Und wie gehen wir mit uns selbst um, wenn uns plötzlich die Kraft fehlt?

Meistens neigen wir dazu, uns selbst zu verurteilen. Angespannt wird der Stress, unter dem unser Körper gerade leidet und ihn uns signalisiert, noch verschärft. Ich habe mich oft genug erwischt, mir ein Limit zu setzen. Drei Tage, dann bin ich wieder voll da! Mein Körper allerdings hatte nach drei Tagen Ruhe erst kapiert, dass er jetzt mit dem Auskurieren loslegen kann, während ich mich bereits wieder auf den Weg zur Arbeit machte.

Dabei ist es einfach eine Frage der permanenten Übung, sich selbst bewusster zu werden und entsprechend mitfühlend auf seine eigenen Bedürfnisse zu reagieren. Das heißt nicht, dass ich zum Egoisten mutiere und mich nur noch um mich selbst drehe. Aber mein Stress vermindert sich automatisch, weil ich potentielle Stressoren rechtzeitig erkenne und sie so umgehen kann. Und so bin ich deutlich zufriedener. Und mein Umfeld plötzlich auch ;).